Für alle, die sich manchmal verloren fühlen
Ein persönlicher Text über Kreativität in Zeiten von KI, über digitale Müdigkeit, Übergänge und die Frage, wie man sich selbst nicht verliert.
Zwischen den Welten
Ich bin Elke. Seit ich mich erinnern kann, stehe ich irgendwo zwischen den Welten. Im Alter von sechs bin ich von Rumänien nach Deutschland gekommen. Ich erinnere mich an Abendstimmung, viel zu viele Lichter, meine allererst Banane. Seitdem ging und geht es darum, herauszufinden, wer ich bin, wenn sich alles um mich herum ändert.
Heute merke ich stärker denn je: dieser Übergang war nur der erste. Jetzt stehen wir alle gemeinsam vor gewaltigen Veränderung, der zwischen analogem und einem zunehmend digitalem Leben.
Eigentlich sind wir ja schon längst mittendrin, zwischen schnell googeln und erst mal nachdenken, zwischen Instagram scrollen und ein Buch in die Hand nehmen, zwischen KI und eigenen Gedanken.
Ich glaube, viele spüren diesen Konflikt schon längst. Aber wir denken, es sei unser persönliches Disziplin-Problem. Dabei ist es viel größer als das.
Was ich gelernt habe
Nach so langer Zeit, in der sich alles ständig verändert hat und ich mal mehr, mal weniger gut mitgekommen bin, weiß ich eins:
Die Antwort liegt nicht darin, das Neue zu verteufeln oder das Alte zu idealisieren. Es geht darum, bewusst zu wählen, den eigenen Kern zu bewahren, ihn zu stärken.
Ich scrolle auch durch Instagram, oft zu lange und dann fühle ich mich leer. Ich nutze KI-Tools, weil sie mir etwas abnehmen. Ich google Dinge, die mein Vater früher im Brockhaus nachgeschlagen hätte.
Gleichzeitig schreibe ich Romane, sehr langsam mit großen Pausen zwischen den Veröffentlichungen. Sechs sind es mittlerweile geworden. Ich unterrichte an der VHS, wie man Geschichten erzählt in Worten und mit der Handykamera.
Es ist mir ein tiefes Bedürfnis, Menschen dabei zu begleiten, ihre eigene kreative Stimme zu finden. Nicht die perfekte - die echte Stimme.
Was ich dir geben möchte
Du bist nicht kaputt
Du bist nicht kaputt, wenn du dich manchmal an die Technik verloren fühlst. Du bist nicht undiszipliniert, wenn du merkst, dass du nicht mehr so lange bei einer Sache bleiben kannst wie früher.
Das ist normal. Das geht gerade vielen so.
Deine analogen Stärken sind kostbar
Die Art, wie du ein Gespräch führst. Wie du Dinge mit deinen Händen erschaffst. Wie du die Welt durch die Linse einer Kamera siehst. Dein etwas zu dunkler Käsekuchen, dein verwackeltes Foto vom ersten Lächeln deiner Kinder.
Das alles sind Stärken, die wichtiger werden, je digitaler die Welt wird.
Mitreisende, nicht Lehrerin
Ich lerne jeden Tag. Wie alle anderen auch. Deshalb bin ich hier nicht als Lehrerin, sondern als Mitreisende. Ich teile mit dir, was bei mir funktioniert. Was nicht funktioniert hat. Was ich ausprobiere.
Manchmal sind es kleine belanglose Experimente: ohne Rezept kochen, mit dem, was im Kühlschrank übrig geblieben ist. Das Handy stumm schalten, wenn ich nach Hause komme. Fragen stellen und versuchen, sie selbst zu beantworten, bevor ich google.
Nichts in meinem Leben ist perfekt. Vieles ist noch im Entstehen. Hier bin ich so ehrlich, wie ich sein kann.
Schön, dass du da bist,
Elke