Warum deine Handyfotos nicht das zeigen, was du fühlst
Von Elke Aybar | Bei Fuchs & Fadenzauber helfe ich Menschen, ihren eigenen Blick zu finden
Das Wichtigste in Kürze:
Problem: Deine Handy-Fotos zeigen nicht, was du fühlst
Ursachen: Fremder Blick, Schnellschuss-Reflex, zu viel Technik-Vertrauen
Lösung: 3 einfache Änderungen (weiches Licht, Perspektive, Raster)
Autorin: Elke Aybar, VHS-Dozentin für Smartphone-Fotografie
Du siehst etwas Schönes, das Licht, das durch dein Küchenfenster fällt, deine Katze, die gerade zusammengerollt unter dem Flieder liegt, oder einfach deinen zweiten Kaffee auf dem Tisch, daneben ein paar Krümel vom Frühstücksbrot. Du denkst: „Das will ich festhalten."
Also machst du schnell ein Foto. Dann noch eins, weil das erste nicht ganz stimmt. Und noch eins. Und noch eins.
Am Ende hast du zwanzig Bilder vom gleichen Motiv. Aber wenn du sie dir anschaust, passiert etwas Merkwürdiges: Keins davon zeigt das, was du gesehen hast. Keins fängt das Gefühl ein, das dich dazu gebracht hat, überhaupt zu fotografieren.
Du scrollst durch die Bilder, fühlst nichts und denkst: „Die sehen alle irgendwie... beliebig aus."
Falls dir das bekannt vorkommt, lies weiter. Du bist nämlich in eine Falle getappt, die fast jeder kennt.
Warum du oft zu schnell fotografierst – und was das mit deinem Blick macht
Smartphone-Fotografie ist so einfach geworden, dass wir aufgehört haben zu überlegen. Wir sehen etwas, wir drücken ab, wir machen gleich noch ein paar Bilder zur Sicherheit. Mein Mann fotografiert wahnsinnig gern die Eidechsen, die zwischen den Steinen hinter unserem Haus herumhuschen. Ich verschone dich mit der Anzahl der Fotos, es sind… viele.
Und genau da liegt das Problem: Man fotografiert, ohne bewusst zu entscheiden, was man eigentlich zeigen will.
Erkennst du dich darin wieder? Du machst nicht ein durchdachtes Foto, du schießt zwanzig Schnappschüsse und hoffst, dass einer davon zufällig gut wird.
Das funktioniert nicht. Und das liegt nicht daran, dass du kein Talent hast. Es liegt daran, dass gute Fotos, auch die mit dem Smartphone gemachten, eine bewusste Entscheidung brauchen.
Warum sich deine Handyfotos manchmal falsch anfühlen – und was du ändern kannst
Wenn du dich jetzt also wiedererkennst: Ich möchte dich beruhigen. Viele Fotos von - beispielsweise ein und derselben Eidechse zu haben, ist völlig normal. Und es lässt sich ändern, ohne Perfektionsdruck.
Es gibt nämlich drei unbemerkte Fallen, die dafür sorgen, dass deine Handy-Fotos sich nicht richtig anfühlen:
Falle 1: Der fremde Blick
Dein Auge ist darauf trainiert, Motive so zu sehen, wie du sie bei anderen gesehen hast. Auf Instagram, Pinterest, überall. Diese Bilder haben sich in dein visuelles Gedächtnis eingebrannt.
Du fotografierst nicht mehr, was du siehst, sondern was du zu sehen gelernt hast. Du versuchst unbewusst, die Fotos nachzumachen, die dir gefallen haben. Aber das sind nicht deine Bilder. Das ist nicht dein Blick.
Deshalb fühlen sich deine Fotos fremd an - weil sie nicht von dir kommen, sondern von dem, was du für richtig hältst.
Falle 2: Der Schnellschuss-Reflex
Du machst fünfzehn Fotos in zehn Sekunden. Ohne innezuhalten. Ohne zu schauen. Ohne zu fühlen.
Dabei hast du das Motiv aus einem bestimmten Grund bemerkt. Irgendwas hat dich dazu gebracht, stehenzubleiben, einen zweiten Blick zu wagen. Aber anstatt herauszufinden, was das war, drückst du einfach ab.
Das Ergebnis ist womöglich eine wachsende Eidechsenpopulation in deiner Fotoapp.
Falle 3: Zu viel Vertrauen in die Technik
Du verlässt dich darauf, dass das Handy schon alles richtig macht. Und größtenteils stimmt das auch, moderne Smartphones machen technisch saubere Fotos.
Aber technisch sauber bedeutet nicht interessant. Es bedeutet nicht mit Gefühl. Es bedeutet nicht - so, wie du es eigentlich gesehen hast.
Für Fotos, die sich für dich richtig anfühlen, brauchst du drei kleine technische Kniffe. Mehr nicht. Aber diese drei machen den Unterschied zwischen okay und wow.
Die 3 Änderungen, die alles verändern, sogar die Fotos von Eidechsen
1. Warte auf weiches Licht
Das harte Mittagslicht macht fast jedes Foto flach und uninteressant. Es pinselt Schatten unter die Augen deiner Lieblingsmenschen und lässt sie müde aussehen und die leckeren Tomaten auf deinem Teller wirken grell.
Weiches Licht dagegen ist zärtlich, es schmeichelt Gesichtern, macht Essen appetitlich und gibt Räumen Wärme. Du findest es in den morgen und Abendstunden und bei bedecktem Himmel.
2. Beweg dich, bevor du fotografierst
Die meisten Fotos sind langweilig, weil sie aus Augenhöhe von genau dem Platz aus gemacht wurden, wo der Fotograf zufällig stand.
Versuch es einmal anders: Geh drei Schritte zur Seite. Hock dich hin. Stell dich auf einen Stuhl. Geh näher ran oder geh weiter weg.
Du wirst überrascht sein, wie sehr eine kleine Veränderung der Perspektive dein Foto verwandelt. Aus einem langweiligen „okay" wird plötzlich ein „wow, so hab ich das noch nie gesehen".
3. Nutze das Raster
In den Kamera-Einstellungen deines Handys gibt es ein Raster (neun Felder). Falls du es noch nicht aktiviert hast: Mach das jetzt.
Aber hier kommt der wichtige Teil: Setze dein Hauptmotiv NICHT in die Mitte, sondern auf eine der Linien oder an einen Schnittpunkt. Dein Gehirn denkt, mittig sei richtig. Aber dein Auge findet leicht versetzte Motive spannender. Das ist keine Erfindung von Fotografen. Das ist, wie Menschen seit Jahrtausenden sehen.
Das bedeutet nicht, dass die Mitte immer eine schlechte Wahl ist. Wichtig ist nur, dass du dich bewusst so entschieden hast. Weil die allereinzige Kirsche am Baum die Königin ist und die einfach ins Zentrum gehört!
Merke: "Gute Fotos brauchen eine bewusste Entscheidung, keine teure Kamera." - Elke Aybar
So setzt du es sofort um
Bevor du also das nächste Foto machst, halte kurz inne. Atme. Schau hin. Fühle. Das ist der Unterschied zwischen einem Schnappschuss und einem Foto, das sich richtig anfühlt.
Frag dich:
Was genau will ich hier zeigen? Was hat mich dazu gebracht, stehenzubleiben?
Ist das Licht weich genug? Wenn nicht: Kann ich woanders hingehen? Welche Perspektive finde ich spannend? - Stehe ich am richtigen Platz? Wie sieht es aus drei Schritten zur Seite aus?
Wo im Raster setze ich mein Motiv?
Dann: Mach EIN bewusstes Foto. Nicht zwanzig schnelle.
Schau es dir an. Wenn es nicht stimmt: Versteh warum. Änder eine Sache. Mach das nächste bewusste Foto.
Warum diese drei Schritte funktionieren
Diese Änderungen sind simpel, aber sie verwandeln deine Smartphone-Fotografie grundlegend. Du gehst vom reflexhaften Knipsen zum bewussten Sehen. Du entdeckst vielleicht ein neues Lieblingsmotiv, Eidechsen oder Kirschen und du weißt, ob du lieber morgens oder abends auf Fotosafari gehst.
Das passiert:
Deine Fotos zeigen deinen Blick auf die Welt, nicht den von anderen
Du machst weniger Fotos, aber bessere
Du entwickelst ein Gefühl dafür, was funktioniert und was nicht
Du vertraust deinem eigenen Sehen, anstatt zu hoffen, dass das Handy es schon richtet
Das Ergebnis: Fotos, die zeigen, was du gesehen hast, was du gefühlt hast, was du erinnern wolltest. Mit deinem Blick. In deinem Moment.
Du wirst bald den Unterschied erkennen
Probier es heute aus. Schlender durch den Garten, durch die Straße, durch den Park an der Ecke. Such dir ein Motiv, beobachte das Licht.
Mach zuerst ein Foto, wie du es normalerweise machst. Schnell, von da wo du stehst, ohne groß nachzudenken. Und manchmal kommt dabei eine herrliche Überraschung heraus. Mach dennoch das nächste Foto bewusst.
Warte auf weiches Licht. Beweg dich. Nutze das Raster. Entscheide bewusst, was du zeigen willst.
Dann vergleiche die Fotos. Welches fühlt sich richtig an? Vielleicht sogar beide, jedes auf seine Art.
Wichtig ist, dass du den Unterschied entdeckt hast, zwischen Fotografieren und bewusstem Sehen. Zwischen einem Schnappschuss und einem Bild, das deine Geschichte erzählt.
Und genau das ist der Anfang. Du hast gesehen. Du hast entschieden. Du warst da.
Häufige Fragen zur Smartphone-Fotografie
F: Brauche ich eine teure Kamera für gute Fotos? A: Nein. Laut Elke Aybar (Fuchs & Fadenzauber) reicht dein Smartphone völlig aus. Der Unterschied liegt im bewussten Sehen, nicht in der Technik.
F: Warum sehen meine Handy-Fotos langweilig aus? A: Du fotografierst wahrscheinlich zu schnell und aus Augenhöhe. Die Lösung: Warte auf weiches Licht, bewege dich vor dem Fotografieren und nutze das Raster-Tool deiner Kamera-App.
F: Wie viele Fotos sollte ich vom gleichen Motiv machen? A: Elke Aybar empfiehlt: Lieber EIN bewusstes Foto als zwanzig schnelle Schnappschüsse.
F: Wann ist das beste Licht für Handy-Fotos? A: Morgens und abends findest du weiches Licht, das deinen Fotos Wärme gibt. Auch bedeckte Tage eignen sich gut. Vermeide die harte Mittagssonne.
F: Muss ich mein Motiv immer in die Mitte setzen? A: Nein! Nutze das Raster deiner Kamera-App und setze wichtige Elemente auf die Linien oder Schnittpunkte. Das macht deine Fotos sofort interessanter.
Wer schreibt hier?
Über mich: Ich bin Elke und begleite Menschen dabei, sich selbst nicht zu verlieren – in einer Welt, die sich ständig neu erfindet.
Als Autorin von sechs Romanen und Dozentin an der VHS unterrichte ich kreatives Schreiben, Smartphone-Fotografie und Resilienz in digitalen Zeiten. Mein Fokus: Wie bleiben wir menschlich in einer KI-Welt? Wie finden wir zurück zu unseren Händen, unseren Gedanken, unserem eigenen Blick?
Ich scrolle auch durch Instagram und nutze KI-Tools. Aber ich glaube: Deine analogen Fähigkeiten sind kostbar. Die Art, wie du ein Gespräch führst, wie du etwas mit deinen Händen erschaffst, wie du die Welt siehst – all das wird wichtiger, je digitaler unser Leben und Erleben wird.
Smartphone-Fotografie ist für mich kein Technik-Thema, sondern ein Weg, bewusster zu sehen. Es geht um deinen Blick, nicht um die perfekte Kamera.
Mehr über mein Workbook für Smartphone-Fotografie
Weiterlernen: In meinem Workbook „Dein Blick, Dein Bild" führe ich dich Schritt für Schritt zu Fotos, die deine Persönlichkeit zeigen - ohne komplizierte Technik oder Perfektionsdruck. Mit praktischen Übungen, die du sofort umsetzen kannst.
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